Peru – Trujillo, Lima und Machu Picchu
Willkommen in Peru. Nach 8 1/2 ätzenden Stunden Busfahrt mit meinem vom Reiten gepeinigten Hinterteil, haben wir Ecuador hinter uns gelassen und sind in Peru eingereist. Der erste Eindruck ist gut, die Taxifahrer sind super nett, haben in aller Seelenruhe 3 Hotels mit uns abgeklappert, bis endlich ein freies Zimmer für uns gefunden wurde.
All das sogar ohne Aufpreis. Dann haben sie noch unsere Rucksäcke getragen, wirklich freundlich, da freut man sich auf dieses Land.
Auf unserer Herfahrt bat uns ein Peruaner auf der Landkarte, die nur Peru und ein Stück von Ecuador gezeigt hat, auf unsere Heimat Deutschland zu zeigen. Konnten ihm gar nicht erklärbar machen, dass es auf der Karte nicht die ganze Welt ist, sondern noch mehr gibt. Er ist dann kopfschüttelnd weggegangen.
Müssen noch eine weitere Stunde warten. Sitzen bereits 9 Stunden hier und warten auf den Bus nach Trujillo. Eigentlich hätte er um 1 Uhr abfahren sollen, aber wie das eben so ist in Südamerika, entweder er kommt oder eben halt auch einfach nicht. Daher nehmen wir nun den Nachtbus um elf. Nochmal 6 Stunden Fahrt. Mein Po heult bei dem Gedanken auf. Ich bete um eine ruhige Fahrt, habe immer noch Schmerzen und offene Fleischwunden, kann sowieso nur auf einem Kissen sitzen. Dieser dumme Gaul. Hätte ich das nur gelassen, bin eben kein Cowgirl. Wir waren nun schon zweimal im Kino, um die Wartezeit etwas zu verkürzen. Ist zwar etwas umständlich mit unserem ganzen Gepäck aber vermittelt immer ein Gefühl wie Heimat. Ich liebe Kino. Und sogar wenn ich kaum etwas verstehe.
Sind um vier Uhr nachts hier in Trujillo angekommen und hingen bis sieben Uhr morgens in einem echt widerlichen 24-Stunden Café herum, da sonst nichts geöffnet hatte. Jeder hat einen Milchkaffee getrunken und seitdem schlagen wir uns gegenseitig um verfügbare Toiletten. Will gar nicht wissen, welche Keime wir uns genau eingefangen haben. Sind auch gar nicht lange in Trujillo geblieben, obwohl dies laut Reiseführer ebenfalls echt sehenswert sein soll
Gesund war das jedenfalls nicht. Wir befinden uns nun in Huancachaco, circa 14 km von Trujillo entfernt, ein wirklich nettes kleines Fischerdörfchen und erholen uns von der schlaflosen Busnacht und dem Kaffee. Hier sind unglaublich viele Surfer unterwegs und man kann wunderbar die bekannten Caballito de Totora sehen, minikleine Schilfboote, mit denen die Einheimischen zur Fischjagd fahren.
Ein wunderbarer Tag am Strand. Die Jungs sind mit dem Bodyboard in die Wellen gestürzt und wir Mädchen waren einfach faul und lagen rum. Die Sonne hat richtig gut getan.
Sind heute zu verschiedenen Ausgrabungsorten gefahren. Zuerst zu Huaca del sol (die Sonnenpyramide) und die Huaca de la luna (der Mondtempel), beide liegen etwas hinter Trujillo und sind im Endeffekt zwei riesige Pyramiden, von denen leider nur eine für Besichtigungen freigegeben ist.
Danach gingen wir in ein Museum und dann zu den Ruinen der Stadt Chan Chan. War mal wieder wirklich beeindruckend, zu was die Menschen bereits vor so langer Zeit in der Lage waren.
Ich weiß nicht, ob ich von dem Guide auf den Arm genommen wurde. Ich habe diesen nackten Hund entdeckt, der aussieht, als sei er ein Brandopfer. Er nennt sich Peruanischer Nackthund. Der junge Mann hat mir erzählt, dass dies ein Rheuma Hund sei, der medizinisch von Ärzten für Rheuma Patienten verschrieben wird, weil sie solch eine außergewöhnliche Körperwärme haben. Ich weiß nicht, ob man das glauben kann und ob er mir da einen Bären oder eben Nackthund aufgebunden hat. So wie er aussieht, hat er mir aber einen traurigen Blick entrungen, mit seinem mini weißen Haarbüschel auf dem kahlen dunklen Leib.
Mir ist sterbenselend. Seit drei Tagen kommen wir alle nicht vom stillen Örtchen weg. Es hat uns alle komplett umgehauen. Magenkrämpfe, Erbrechen, es ist kaum auszuhalten. Wir sind gestern um 21 Uhr von Trujillo mit dem Nachtbus aus losgefahren und kamen heute früh um sechs hier in Huaraz an. Vor lauter Übelkeit und wilder Raserei auf schlecht ausgebauten Serpentinenstrecken konnte ich kaum ein Auge zutun.
Jetzt liegen wir alle in unserem schönen Hostel im Bett und versuchen uns zu erholen. Die Höhe mit knapp 3000m macht einem hier natürlich zusätzlich zu schaffen. Aber der Ausblick auf die Landschaft und Gebirgsumgebung macht das mehr als wett.
Nach ein paar Tagen Auszeit fühlen wir uns gut genug, um die Gegend zu erkundigen. Sind heute nach Willkawayin gewandert und haben eine Wari Ruine besichtigt. Hatten fast die ganze Zeit gutes Wetter, nur am Ende hat uns der klatschende Regen doch eingeholt. In den Ruinen kam ein kleiner Junge auf uns zu, höchsten 6 Jahre und bot uns eine Führung an. Er hatte viel Wissen um Sagen und Mythen und wir waren schwer beeindruckt, wie hochprofessionell er uns durch die Gesteine geführt hat.
Die Indigenafrauen sind hier noch bunter als in Ecuador, es ist wunderschön. Die Wanderung in den Bergen hat uns neue Lebensgeister geschenkt. Die Luft ist prima und die Menschen freuen sich, Fremde zu sehen und winken die Gringos bereits aus weiter Ferne heran. Leider ist momentan Regenzeit und viele sonst lohnenswerte Touren fallen aus. Aber ich habe meine Deutschdenke mittlerweile gut in den Griff bekommen und nehme das Leben, die Natur und die Umstände einfach so, wie sie kommen.
Heute sind wir mit dem Taxi zum Mirador de Retaquena gefahren. Ich wäre gerne gewandert, aber unsere kleine Truppe ist noch nicht völlig fit. Wir hatten eine großartige Aussicht auf unser Städtchen Huaraz und sind dann gemütlich zurück in unsere Unterkunft gelaufen.
Früh aufstehen war angesagt. Dann mit einer geplanten Bustour in ein Dörfchen, dessen Name mir leider bereits wieder entfallen ist. Die Laguna de Querococha blieb mir dafür umso besser im Gedächtnis. Ein echtes Juwel, ein kleiner See zwischen den hohen Bergen, in dem sich die Landschaft spiegelt. Ich war echt beeindruckt.
Im Anschluss noch etwas Kultur und ab ins Museum der Chavínkultur, damit wir auch etwas über das Land und seine Geschichte lernen. Wir sind durch riesige Katakomben hindurch geführt worden, ein toller Tag. Ein kleines Lama ist ausgebüchst und wie wild durch das Gelände gerast, da mussten alle flüchten. Wir haben sehr gelacht.
Ein weiterer wunderbarer Tag ist vergangen. Wir haben uns heute ein Taxi gemietet und sind über Yungay zu den Lagunen gefahren. Die Lagune nennt sich Lagunas de Llanganuco und ist ein türkisblauer See, umgeben von gigantischen Gebirgsspitzen, die von der Sonne angestrahlt werden. Es war wirklich traumhaft. Von der zweiten Lagune aus sind wir gute 5 Stunden zurück ins Tal gewandert. Wir sind wirklich vom Glück geküsst, trotz Regenzeit hatten wir nur glühenden Sonnenschein.
Wir sind in der trubeligen Großstadt Lima angekommen. Man hat uns mehrfach gewarnt wie gefährlich es hier sein soll. Aber das war bisher überall in Südamerika so, hier ist mal wieder gesunder Menschenverstand angebracht.
Wir haben eine schlaflose Nacht hinter uns. Wir haben in einem Dormroom mit zig anderen Reisenden übernachtet. Es war stickig und einige haben geschnarcht. Da war kein Auge zuzumachen. Meine Matratze war so durchgelegen, dass mein Rücken schmerzt und ich kaum aufrecht stehen kann. Sind nun auf die andere Seite im Park umgezogen, auch wenn es natürlich deutlich teurer ist, einzeln zu schlafen, aber das muss man sich wert sein. Auch als Backpacker.
Haben einen Indiomarkt erkundigt, hab für Papa einen tollen Pulli erstanden, hoffentlich kommt er zu seinem Geburtstag noch rechtzeitig an. Danach sind wir durch die Mall Larcomar geschlampert, total modern und schick. Haben teuer und lecker gegessen und auf der Barterasse einen Pisco Sour mit Blick aufs Meer genossen. Ein schöner Tag…
Wir sind nach Pisco gefahren und haben ein schnuckliges Hotel mit Pool entdeckt. Machen uns nun dran, hier eine Tour zu organisieren. Man nennt diese Insel auch scherzhaft Galápagos für Arme!
Sind mit einem Boot zur Insel Bellesta gefahren, das ist eine ehemalige Guanostätte – das ist Seetierkacka, wo sich tausende von Vögeln, Seelöwen und Pinguinen sammeln. Bis auf den Gestank war es echt klasse. Die Felsen hängen schroff ins Meer und es ist ein buntes Treiben an Tieren zu beobachten.
Im Anschluss ging es in den Nationalpark bei Paracas, noch ins Museum und dann an den Strand. Mama wird heute 65. Wie schade, dass ich nicht mit ihr feiern kann.
Sind heute eine kurze Stunde nach Ica und dann mit dem Taxi nach Huacachina gefahren und dort in einem teuren aber superschönen Hotel untergekommen. Huacachina wird unterirdisch mit Wasser gespeist und ist daher tatsächlich eine kleine grüne Oase mitten in der Wüste.
Haben eine Tour mit dem Sandbuggie gemacht, das war vielleicht ein Spaß wie wir die Dünen rauf und runter geschossen sind. Fast wie Achterbahn fahren. Zum Abschluss durften wir noch Sandboarden, da habe ich mich aber leider etwas doof angestellt und kam nicht wirklich von der Stelle. Die Jungs haben es dafür deutlich besser hingekriegt.
Heute haben wir ein echtes Highlight erlebt. Sind nach zwei Stunden Fahrt in Nazca angekommen. Hier wollen wir die berühmten Nazca-Linien bewundern. Leider wurde der Flug wegen schlechten Sichtverhältnissen erstmal verschoben. Ich hatte wegen meiner Flugangst aber bereits eine Hardcore Beruhigungstablette eingeworfen und bin beim Alternativprogramm durch Friedhofsgräber und Mumienschau fast dazwischen eingeschlafen.
Bei besserem Wetter haben wir dann einen genialen Rundflug über die Nazca Linien gemacht. Keiner weiß genau, wie diese Linien entstanden sind oder warum. Es sind unterschiedliche Motive zu sehen. Ein Vogel, sogar ein Affe. Diese Welt ist ein Mysterium. Fantastisch.
Was für eine Busfahrt. Die spinnen doch die Peruaner. Fahren wie die Henker und leider nicht besonders sicher, sondern einfach nur riskant. Leider hat mich erneut das Fieber eingeholt, es ist verhext. Jetzt angekommen in Arequipa. Ebenfalls wunderschön hier in den Bergen gelegen.
Alle sind auf dem Weg zur Besteigung des El Misti Vulkans. Ich bin im Hostal geblieben, fühle mich immer noch nicht fit, da kann ich keinen Berg besteigen.
Es geht mir so schlecht. Das Fieber stieg bereits auf 39,7. Ich messe ständig nach. Wir sind im Nirgendwo und ich bin hier für weitere zwei Tage alleine. Leider bin ich so entkräftet, dass ich den Weg zur Toilette nicht mehr geschafft habe. Das ist nicht schön, um es zu beschreiben. Ich habe das Gefühl, die beiden Tage nicht zu überstehen. Ich kann nicht mal mehr einen Schluck Wasser bei mir behalten.
Und so hat er mich leider vorgefunden. Verdreckt und völlig ausgetrocknet. Hoffentlich kein Malaria, denken wir beide. Er ist ins Dorf hinab gewandert und hat eine Elektrolytlösung besorgt. Er hat mich gewaschen und das Bett neu bezogen. Ich fühle mich elend und schäme mich. Papa hat Geburtstag, doch ich schaffe es nicht zum Telefon.
Drei Tage später. Mir geht es wieder einigermaßen gut, nur noch etwas wacklig auf den Beinen. Heute sind wir ein wenig durch das wunderschöne Arequipa gelaufen, es gibt hier ein tolles Kloster zu besichtigen, leider habe ich dann doch nicht so lange durchgehalten. Um nicht wieder 10 Stunden im Bus zu sitzen haben wir einen Flug nach Cusco gebucht, ich freue mich, endlich Machu Picchu.
Der Flug war toll, die Berge von oben sind wunderschön anzusehen. Leider ist der erste Eindruck von Cusco grauenhaft. Alle stürzen sich wie Geier auf ankommende Touristen, versuchen sie in Hotels zu schleppen und Touren unterzujubeln, wir haben ein blutendes Ohr gelabert bekommen. Schlimmer noch, einige zerren einen an den Armen und fassen dich an, das mag ich gar nicht und bin ich von der bisherigen zurückhaltenden Mentalität auch nicht gewohnt. Sind dann in ein Restaurant geflüchtet, aber selbst da kamen sie rein und haben uns Flyer in die Hand gedrückt.
Cusco ist schön, wenn man nur etwas mehr inkognito durch die Straßen schlendern könnte, damit einen die Schlepper nicht andauernd belästigen. Da merkt man, dass es touristisch ist, das erste Mal ist mir aufgefallen, dass die Damen sich extra nur hübsch gemacht haben, um ein Foto bei Touristen zu erreichen, für das sie einen Dollar verlangen.
In Bolivien sollen derzeit wohl einige Unruhen herrschen, ich hoffe, das legt sich, steht ja als nächstes auf dem Reiseplan und soll so wunderschön sein.
Haben im Reisebüro ein Zugticket nach Agua Calientes gekauft, aufgrund des schlechten Wetters ist der zu wandernde Inka Trail leider gesperrt. Danach sind wir noch lecker essen gegangen und haben ein Museum besucht, hier konnte man Frau beobachten, die die typische südamerikanischen Stoffe gewebt haben.
Sind nach 4 Stunden mit dem Bummelzug hier oben in Aguas Calientes angekommen. Die Aussicht unterwegs war toll und ich bin gar nicht traurig, dass wir nicht hochwandern konnten. Leider regnet es hier nun Bindfäden und es besteht absolut keine Hoffnung, auch nur das letzte Stück des Inka Trails zu Fuß zu wandern. Aguas Calientes ist schon sehr touristenverseucht. Bisschen Ballermann mäßig reihen sich Alkoholangebote und Partyabende aneinander.
Wir haben den Machu Picchu gesehen, was für ein Erlebnis. Wir sind sehr früh mit dem Bus los, es war noch dunkel und neblig. Dann sind wir ganz einsam durch die dunklen Schatten der Ruine auf eine Erhöhung gewandert und haben dort den Sonnenaufgang gesehen. Es war magisch, wie die dicken Nebelschwaden langsam verschwanden und man immer mehr von dieser beeindruckenden Gedenkstätte entdeckt.
Sind auch auch einen nebenliegenden Berg gewandert, der noch ein paar kleinere Ruinen und einen fantastischen Ausblick bot, uns aber mit seiner einstündigen ausschließlich steil noch oben in den Berg gebauten Treppen auch ganz schön geschafft hat. Aber wie immer in diesem Land entschädigt der Ausblick für alle Strapazen.
Haben ein ganz niedliches Tierchen entdeckt, eine Art Häschen mit Chinchilla Schwänzen, hat mir gut gefallen, hätte ich gerne eingepackt und mitgenommen. Tut man ja aber nicht. Kein Platz im Rucksack…
Und nach weiteren sechs Stunden unseres Lieblingshobbys – in stinkigen rostigen Bussen sitzen und unser Leben bei der Fahrt riskieren, sind wir in der Stadt Puno am Lago Titicaca angekommen. Hier ist Karneval und die Straßen sind voller Musikanten und tanzenden Peruanern, ein echtes Spektakel. Wir haben ein großartiges Hostel gefunden, konnten den Preis gut runterhandeln und haben den absoluten Luxus einer Badewanne genossen! Ich fühle mich wie neugeboren.
Haben heute einen Ausflug auf die Isla Uros und die Insel Taquile gemacht. Auf Taquile gibt es keine Polizei, denn alle halten sich an den Kodex: Nicht stehlen, nicht lügen, nicht faul sein.
Bekannt ist Taquile auch für seine Weberei und Stickerei, die aber hauptsächlich von Männern ausgeführt wird.
Die andere Insel, nämlich Uros ist künstlich erschaffen worden, indem man Tonnen von Schilf ins Meer geworfen hat, bis eine kleine Insel entstanden ist. Nachteil ist, dass jeden Tag Schilf nachgeworfen werden muss, da er ja von der unteren Wasserseite her verratet. Schilf ist auch gleichzeitig das Hauptnahrungsmittel, habe es gleich selbst probiert und den neutralen sehr saftigen Geschmack gut gefunden. Geheiratet werden darf nur untereinander auf der Insel, bei solch einer Minibevölkerung nicht unbedingt die beste Idee meiner Meinung nach, aber so sind die Regeln. Sind dann noch mit einem Schilf-Schiff gefahren, ein wirklich schöner Tag…
Und direkt hier am schönen Titicacasee liegt auch die Grenze zu unserem nächsten Reiseziel: Bolivien. Wir steigen in einen Bus und weiter geht das Abenteuer!